Frankfurt am Main, die Finanzmetropole Deutschlands, präsentiert sich mit einer einzigartigen Skyline, die der Stadt den Beinamen "Mainhattan" eingebracht hat. Doch die Stadt ist nicht nur Heimat zahlreicher Banken und Finanzinstitute, sondern auch ein lebendiger Wohnort mit vielfältigen Stadtvierteln. In diesem Artikel beleuchten wir den Frankfurter Mietmarkt und analysieren, wie sich die Präsenz des Bankenviertels auf die Wohnungspreise und -struktur in verschiedenen Quartieren auswirkt.
Frankfurt: Eine Stadt der Kontraste
Mit rund 750.000 Einwohnern ist Frankfurt zwar nur die fünftgrößte Stadt Deutschlands, doch ihre wirtschaftliche Bedeutung als Finanz- und Messezentrum sowie als Verkehrsknotenpunkt ist unbestritten. Diese Faktoren prägen auch den Wohnungsmarkt der Stadt in besonderer Weise:
- Internationales Flair: Rund 30% der Frankfurter haben einen ausländischen Pass – eine der höchsten Quoten in Deutschland.
- Pendlerstadt: Täglich pendeln über 350.000 Menschen nach Frankfurt, was den Druck auf den Wohnungsmarkt zusätzlich erhöht.
- Hohe Einkommensspreizung: Die Stadt ist geprägt von einer großen Spanne zwischen hohen Einkommen im Finanzsektor und durchschnittlichen oder niedrigen Einkommen in anderen Branchen.
Das Bankenviertel und seine Auswirkungen
Das Frankfurter Bankenviertel, auch bekannt als "Finanzdistrikt" oder "Central Business District" (CBD), erstreckt sich vom Hauptbahnhof über die Innenstadt bis zum Ostend. Mit seinen imposanten Wolkenkratzern ist es das sichtbarste Symbol der wirtschaftlichen Kraft der Stadt.
Einfluss auf den Wohnungsmarkt
Die Konzentration gut bezahlter Arbeitsplätze im Finanzsektor hat direkte Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt:
- Hohe Nachfrage nach Premium-Wohnraum: Gut verdienende Banker und Manager suchen hochwertige Wohnungen in zentraler Lage oder in gehobenen Wohnvierteln wie dem Westend oder Sachsenhausen.
- Internationale Nachfrage: Expats, die für internationale Finanzinstitute arbeiten, benötigen möblierte Wohnungen oder Apartments für mittelfristige Aufenthalte.
- Preisdruck auf angrenzende Viertel: Die hohe Kaufkraft im Finanzsektor führt zu einem Überschwappen der Nachfrage in benachbarte Stadtteile, was dort zu Mietsteigerungen führt.
Brexit-Effekt und EZB
Zwei besondere Faktoren haben den Frankfurter Wohnungsmarkt in den letzten Jahren zusätzlich beeinflusst:
- Brexit: Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU haben einige Finanzinstitute Teile ihrer Geschäfte von London nach Frankfurt verlagert. Dies hat zu einem zusätzlichen Nachfrageschub im oberen Preissegment geführt.
- Europäische Zentralbank (EZB): Der imposante Neubau der EZB im Ostend hat diesen ehemals industriell geprägten Stadtteil aufgewertet und Gentrifizierungsprozesse beschleunigt.
Mietpreisentwicklung nach Stadtteilen
Der Frankfurter Mietmarkt zeigt deutliche Unterschiede je nach Lage und Wohnqualität:
Premium-Wohnlagen
- Westend: Als traditionelles Villenviertel und bevorzugte Wohngegend von Bankern und Managern liegen die Mietpreise hier bei 18-25 Euro/m² für Standardwohnungen und bei über 30 Euro/m² für Luxusobjekte.
- Sachsenhausen-Nord: Das Viertel südlich des Mains punktet mit seiner Nähe zur City und dem beliebten Museumsufer. Mieten zwischen 16-22 Euro/m² sind hier üblich.
- Nordend: Mit seinen gründerzeitlichen Straßenzügen und der guten Infrastruktur ist es besonders bei Familien beliebt. Die Mieten liegen bei 15-20 Euro/m².
Aufstrebende Viertel
- Ostend: Früher ein Arbeiterviertel, heute durch die EZB und Neubauprojekte im Wandel. Die Mieten sind in den letzten Jahren stark gestiegen und liegen nun bei 14-18 Euro/m².
- Bockenheim: Das universitätsnahe Viertel ist besonders bei Studenten und jungen Berufstätigen beliebt. Mieten von 13-17 Euro/m² sind hier üblich.
- Gallus: Der ehemalige Industriestandort westlich des Hauptbahnhofs hat sich zu einem dynamischen Quartier entwickelt. Die Mieten liegen bei 12-16 Euro/m² mit steigender Tendenz.
Außenbezirke
- Bergen-Enkheim, Nieder-Eschbach, Höchst: In den äußeren Stadtteilen sind die Mieten mit 10-14 Euro/m² deutlich moderater, jedoch ebenfalls mit steigender Tendenz.
Besondere Segmente des Frankfurter Mietmarktes
Serviced Apartments und möbliertes Wohnen
Die hohe Zahl internationaler Fachkräfte und Pendler hat in Frankfurt einen robusten Markt für möblierte Wohnungen und Serviced Apartments geschaffen. Diese temporären Wohnlösungen sind besonders bei Mitarbeitern von Banken und Beratungsunternehmen gefragt, die für Projekte oder als Expats nach Frankfurt kommen.
Die Mieten in diesem Segment liegen deutlich über dem regulären Markt, oft zwischen 25 und 40 Euro pro Quadratmeter, je nach Lage und Ausstattung. Die hohe Nachfrage hat zu einer Professionalisierung dieses Marktes geführt, mit spezialisierten Anbietern und hochwertigen Konzepten.
Mikro-Apartments und Studentenwohnungen
Ein weiteres wachsendes Segment sind kleine, effizient geschnittene Wohneinheiten von 20-35 m². Diese richten sich an Singles, Wochenendpendler und Studierende. Besonders in der Nähe der Universität und in zentralen Lagen ist die Nachfrage hoch.
Die kompakten Einheiten ermöglichen trotz hoher Quadratmeterpreise (oft 20-25 Euro/m²) eine noch bezahlbare Gesamtmiete – ein wichtiger Faktor in einer Stadt mit hohem Preisniveau.
Herausforderungen und Entwicklungen
Bezahlbarer Wohnraum
Eine der größten Herausforderungen für Frankfurt ist die Schaffung und Erhaltung von bezahlbarem Wohnraum. Die Stadt hat darauf mit verschiedenen Maßnahmen reagiert:
- Quotenregelung: Bei größeren Neubauprojekten müssen 30% der Wohnungen als geförderter Wohnraum errichtet werden.
- Städtische Wohnungsgesellschaften: Die ABG Frankfurt Holding und andere kommunale Gesellschaften bauen verstärkt bezahlbare Wohnungen.
- Mietpreisbremse: Auch in Frankfurt gilt die Mietpreisbremse, die Erhöhungen bei Neuvermietungen auf 10% über der ortsüblichen Vergleichsmiete begrenzt.
Dennoch bleibt die Versorgung von Haushalten mit mittleren und niedrigen Einkommen eine Herausforderung, da der Neubau aufgrund hoher Grundstücks- und Baukosten oft im gehobenen Preissegment stattfindet.
Neue Stadtquartiere
Um den Wohnungsbedarf zu decken, entwickelt Frankfurt mehrere neue Quartiere:
- Europaviertel: Auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände entsteht ein gemischtes Quartier mit Wohnungen, Büros und Einzelhandel.
- Riedberg: Im Norden Frankfurts wurde ein komplett neuer Stadtteil für etwa 15.000 Einwohner entwickelt, der besonders bei Familien beliebt ist.
- Lyoner Quartier: Im Frankfurter Süden werden ehemalige Bürogebäude in Wohnraum umgewandelt – ein innovativer Ansatz zur Schaffung neuer Wohnungen.
Die Zukunft des Frankfurter Mietmarktes
Wie wird sich der Frankfurter Mietmarkt in den kommenden Jahren entwickeln? Einige Trends zeichnen sich bereits ab:
Digitalisierung im Finanzsektor
Die zunehmende Digitalisierung und der Trend zu Home-Office könnten den Bedarf an Büroflächen im Bankenviertel reduzieren. Dies könnte mittelfristig zu einer Umnutzung von Büros zu Wohnraum führen und das Angebot erhöhen.
Suburbanisierung und regionale Vernetzung
Die hohen Preise in der Kernstadt führen bereits jetzt zu einer verstärkten Nachfrage in den umliegenden Städten wie Offenbach, Bad Homburg oder Eschborn. Mit dem Ausbau des regionalen Nahverkehrs (z.B. durch die neue Regionaltangente West) könnte dieser Trend zunehmen.
Nachhaltigkeit und Klimaanpassung
Energieeffiziente Gebäude und klimaresistente Stadtplanung gewinnen an Bedeutung. Projekte wie der "DomRömer" in der Altstadt oder das "Schönhof-Viertel" in Bockenheim setzen auf nachhaltige Bauweise und urbane Qualität.
Tipps für Mieter in Frankfurt
Für Personen, die in Frankfurt eine Wohnung mieten möchten, haben wir einige praktische Tipps zusammengestellt:
Die richtige Lage finden
- Pendlerfreundlich: Wenn Sie in der Innenstadt oder im Bankenviertel arbeiten, achten Sie auf eine gute ÖPNV-Anbindung. U- und S-Bahn-Stationen in der Nähe sind Gold wert.
- Außerhalb des Zentrums: Stadtteile wie Höchst, Fechenheim oder Sindlingen bieten deutlich günstigere Mieten bei akzeptabler Verkehrsanbindung.
- Regionale Alternativen: Städte wie Offenbach, Maintal oder Bad Vilbel grenzen direkt an Frankfurt und bieten oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Bewerbung für eine Wohnung
- Bereiten Sie eine vollständige Bewerbungsmappe vor mit Einkommensnachweis, SCHUFA-Auskunft, Mieterselbstauskunft und Arbeitgeberbescheinigung.
- Reagieren Sie schnell auf Angebote – der Markt ist dynamisch, und gute Wohnungen sind oft binnen weniger Tage vergeben.
- Nutzen Sie auch professionelle Unterstützung, etwa durch Makler oder Relocation-Services, besonders wenn Sie neu in der Stadt sind.
Mietrecht beachten
- Informieren Sie sich über Ihre Rechte als Mieter – die Mietpreisbremse gilt in Frankfurt.
- Lassen Sie Ihren Mietvertrag im Zweifelsfall vom Mieterschutzbund prüfen.
- Achten Sie bei der Wohnungsübergabe auf ein detailliertes Protokoll aller vorhandenen Mängel.
Fazit: Ein dynamischer Markt zwischen Finanzwelt und Wohnqualität
Der Frankfurter Mietmarkt bleibt ein faszinierendes Spannungsfeld zwischen der globalen Finanzwelt und den lokalen Wohnbedürfnissen verschiedener Bevölkerungsgruppen. Die Präsenz des Bankenviertels hat zweifellos zu einem gehobenen Preisniveau beigetragen, doch die Stadt arbeitet aktiv daran, Wohnraum für alle Einkommensschichten zu schaffen.
Für Mieter bietet Frankfurt trotz hoher Preise eine hohe Lebensqualität mit ausgezeichneter Infrastruktur, vielfältigen Kultur- und Freizeitangeboten und einem internationalen Flair. Mit der richtigen Strategie und etwas Flexibilität bei der Wahl des Stadtteils lässt sich auch heute noch eine passende Wohnung in der Mainmetropole finden.
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